Ein Mahner für Frieden, Demokratie und den Rechtsstaat
Der frühere Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Erwein Teufel, war, wie er betonte, gerne ins „Felsenstädtle“ gekommen, denn er kennt die Stadt seit den Sechziger Jahren von seinem Studium an der Verwaltungshochschule Haigerloch, damals noch im Schloss untergebracht. „Ich liebe dieses Städtchen“, bekundete er zu Beginn seiner fast einstündigen Rede und zeigte sich verbunden mit seinen ehrenamtlichen Parteifreunden in Haigerloch.
Stadtverbandsvorsitzender Hans Wiest konnte rund 100 Gäste im Foyer der Witthauhalle begrüßen, darunter Landrat Günther-Martin Pauli MdL, die CDU-Kreisverbandsvorsitzende Dörte Conradi, Bisingens Bürgermeister Roman Waizenegger sowie etliche Kreis- , Stadt- und Ortschaftsräte.
In seiner Begrüßung sprach der Stadtverbandsvorsitzende Hans Wiest den Terroranschlag in Paris und die „Pegida“-Demonstrationen in deutschen Städten an. Das seien „traurige Ereignisse“, stellte er fest.
Dörte Conradi, die den Besuch Teufels als „große Ehre“ bezeichnete, ging in ihrem Grußwort ebenfalls kurz auf die islamistischen Attentate in Paris ein und betonte: „Nicht der Islam und seine Gläubigen sind eine Bedrohung, sondern diejenigen, die solche mörderischen Anschläge verüben“. Sie forderte einen Schulterschluss aller Demokraten, um solchen Entwicklungen angemessen zu begegnen. Dem CDU-Stadtverband Haigerloch dankte Conradi für das Engagement.
Dem stimmte der Landesvater a. D. in seinem Vortrag zu: „Was Demokraten verbindet, ist mehr als das was die Parteien trennt", erklärte er. Das neue Jahr habe für Deutschland eigentlich gut begonnen, stellte Erwin Teufel am Anfang seiner lebhaften Rede fest, die er durchweg ohne jegliches Manuskript hielt. „Doch dann sind wir auf harte Realitäten gestoßen und haben erlebt, dass der Frieden, für den wir gar nicht mehr dankbar sind, alles andere als selbstverständlich ist“. Die Europäische Union, aus einer Wirtschaftsunion entstanden, müsse eine „Friedensgemeinschaft“ bilden. Teufel betonte die Bedeutung ständiger Friedensarbeit. Mehr noch: Er forderte eine „weltweite Gemeinschaft des Rechts eines jeden einzelnen Menschen. Der Rechtsstaat ist unsere größte Errungenschaft - wir müssen sie exportieren. Er ist zugleich der beste Schutz vor Extremismus“. Dazu zähle auch das Recht auf Religionsfreiheit. Aber, so Teufel mit Blick auf die deutsche Geschichte: „wir dürfen jetzt nicht mit dem Finger auf andere zeigen, die noch nicht erreicht haben, wozu auch wir erst sehr spät gefunden haben“.
Teufel mahnte, die Erinnerung an die beiden Weltkriege und das Elend der Nachkriegszeiten wach zu halten, aber auch an die bedeutungsvolle Aufbauarbeit gerade in Baden-Württemberg. Eine starke Wirtschaft sei wichtig als Fundament einer starken Gesellschaft. Baden-Württemberg müsse durch Investitionen in Bildung und Weiterbildung bemüht sein, sein „Quäntchen Vorsprung“ gegenüber anderen Ländern zu halten, erklärte Teufel.
Jeden Einzelnen rief der Altministerpräsident dazu auf, eine gute menschliche Gemeinschaft zu pflegen, denn: „arm ist der, dem niemand zuhört“. Mitmenschlichkeit lasse sich nicht durch Gesetze verordnen.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer dankten dem ehemaligen Ministerpräsidenten mit langem Applaus für seine Rede. Der 75-Jährige bekam wenige Tage später für seine Verdienste um Demokratie, Wissenschaft, Forschung und Kunst bei einer Feier im Neuen Schloss in Stuttgart den Ehrentitel eines Professors verliehen. Beim anschließenden, gemeinsamen Vesper hielt es Erwin Teufel ebenso wie die vielen Gäste im Foyer noch lange aus. Der beliebte Gast unterhielt sich gerne mit dem einen und anderen älteren und jüngeren CDU-Mitglied. Für die Bewirtung hatten Mitglieder der Jungen Union gesorgt.