Muntere Diskussion bei Frauen Union: Tralmer spricht über Jugendkriminalität
Roland Tralmer ist selbstständiger Anwalt in Albstadt-Ebingen und nimmt sich bei seiner Arbeit auch Fällen des Jugendstrafrechts an. Die Kriminalitätsrate sei in Ballungsgebieten höher als „auf dem Land“, stellte er zunächst klar, eher er zum Kernthema des Abends sprach: das Jugendstrafrecht. Dieses habe nicht zuerst die Absicht einer Bestrafung, sondern das Ziel der Erziehung und (Re-)sozialisierung. Zwar bestünden Möglichkeiten zu Erziehungsarrest und andere Maßnahmen, doch laute das Hauptziel, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein normales Leben zu ermöglichen. Dabei ist sich Tralmer in den überwiegenden Fällen sicher, dass: „unser Justizsystem funktioniert.“ Häufig werde populistisch über eine Verschärfung des Jugendstrafrechts diskutiert. Dies würde jedoch nach Ansicht Tralmers ebenso wenige Probleme lösen, wie Waffenverbote für Schützenvereine. Tralmer beobachte, wie sich in den letzten 15 Jahren etwas in der Jugendkriminalität zum Negativen verändere. Statt „harmlosen Streichen“ oder Sachbeschädigungen wie das Zerstören einer Parkbank sei es in letzter Zeit zu einer neuen und anderen Qualität der Kriminalität gekommen. Das beunruhige Tralmer. Die Drogenkriminalität von Partydrogen bis hin zu Heroin sei hoch. Eigentumsdelikte würden dieser Tendenz folgen, bis hin zu vermehrten Einbrüchen. Ferner finde eine zunehmende „Verrohung“ im Bereich der Gewalt in manchen Bevölkerungsgruppen statt. Er wolle keine früheren Zeiten glorifizieren und nicht behaupten, dass es heute insgesamt mehr Kriminelle gibt , so Tralmer. Wohl aber, dass Exzesse zugenommen hätten und Enthemmung festzustellen seien: „Gewaltexzesse in einer für bürgerlich aufgewachsene Menschen unvorstellbaren Art und Weise.“ Oft würden aus Bagatellen Gewaltkonflikte entstehen, die in keinem Maß und Verhältnis mehr stünden, führte der Fraktionsvorsitzende der CDU in Albstadt aus. Er will jedoch nichts grundsätzlich schwarzmalen: „Die meisten Leute sind ordentliche Bürger.“ Dennoch sei der Zollernalbkreis aufgrund solcher Enthemmungen bei gewissen Kreisen, die keine Grenzen mehr kennen würden, gewiss „keine Insel der Seligen.“ „Wer kein Problem hat, auf am Boden liegende Menschen zu treten hat auch keinen Respekt vor dem Eigentum anderer“, warnte der Kommunalpolitiker. Damit sei auch die Gefahr für die Allgemeinheit groß. In Puncto Ausländerkriminalität warnte Tralmer vor allzu simplen Lösungen und politischen Äußerungen gegenüber Migranten: „Die schwierigsten Gewaltgeschichten, die ich kenne, haben Deutsche verursacht.“
Tralmer fragte sich in seinen Ausführungen bei der Frauen Union auch, woran die steigende Zahl an Gewaltexzessen liege und diskutierte anschließend munter mit den Zuhörerinnen. Traditionelle Strukturen würden zerbröseln, Vereine, kulturelle Einrichtungen, Kirchen und andere gesellschaftliche Gruppen an Bedeutung verlieren. Die Integrationswirkung solcher Einrichtungen fehle immer mehr, die Individualisierung schreite voran und „die Lust fehlt“, sich in Gemeinschaften einzubringen, meinte der Referent. Dies wertet Tralmer als einen von zahlreichen Gründen, weshalb viele Menschen leichter abdrifteten und Bezug zur Realität verlieren würden. Außerdem würde es mehr zerrüttete Familien geben, die es nicht schafften, Kindern ein festes Wertefundament mit auf den Weg zu geben. Dinge, die für die meisten selbstverständlich seien, „was man tut und was man nicht tut, damit eine Gesellschaft funktioniert“, seien vielen Menschen deshalb gar nicht erst bewusst. Dementsprechend erklärt sich der Anwalt auch die oft fehlenden Schuldgefühle und die Uneinsichtigkeit bei vielen Verurteilten. In Gefängnissen würden Jugendliche häufig dann noch radikaler werden und von anderen Insassen lernen. Härtere Strafen könnten daher nicht die Lösung sein. Stattdessen sollte alles unternommen werden, um Menschen zu integrieren, Kinder mit Problemen zu betreuen und in Schulen Vorsorge durch Schulsozialarbeit für die Kinder zu treffen, bei denen es in der Familie an Erziehung mangele: „Die Mitarbeiter des Jugendamtes haben keinen leichten Job.“ Aber auch ein Umfeld müsse da sein und manch schlechte Verhältnisse versuchen, auszugleichen. Zudem sei Zivilcourage trotz Risiken unverzichtbar und habe schon vielen Menschen Leib und Leben gerettet.
Tralmer will insgesamt kein „Schreckensszenario an die Wand malen.“ Bestimmte Arten von Delikten habe es „schon immer gegeben.“ Kritisch sei jedoch zusammenfassend eine Gruppe, bei der es zu Eigentumsdelikten und Gewaltexzessen komme. Außerdem fällt dem Anwalt auf, dass Körperverletzungen, die durch Täterinnen verursacht werden, zunehmen würden: „Auch hier ist die Emanzipation angekommen.“ Handlungsvorschläge gebe es genug, doch häufig fehlten Geld und Personal an den richtigen Stellen. Daher habe der Staat Prioritäten zu setzen und das Thema der Inneren Sicherheit nicht zu vernachlässigen. Derzeit dünne das von einer grün-roten Koalition regierte Baden-Württemberg stattdessen das Personal „in der ganzen Justiz“ aus. Die Folge: „Unterbesetzung wo man hinschaut.“ Wichtig sei es für junge Leute, einen Schulabschluss zu bekommen. Dies müsse unbedingt versucht werden. Dazu benötige es eine intensive Begleitung von Jugendlichen, um wieder weg von Gewalt und Perspektivlosigkeit zu kommen. Im jungen Alter sei eine solche Umprägung noch gut möglich: „Im Alter bis 18 oder 21 Jahren tut sich noch etliches im Gegensatz zu einem Straffälligen, der 50 Jahre alt ist.“ Erstere Gruppe will Tralmer in den Blickpunkt nehmen und die Menschen nicht aufgeben. Es gebe keine Patentlösungen und es komme nicht auf Gleichmachung, sondern auf jeden Einzelnen an, auch im Strafrecht und in der Begleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
In der Diskussion sprach Tralmer auch an, dass eine falsch verstandene „Politische Korrektheit“ viele Tabus geschaffen habe und Politik und Gesellschaft stumm gemacht habe. Tralmer will ein klares Bekenntnis zu christlich-abendländischen Werten und verlangt Anpassung an dieses Grundwertegerüst, egal welcher Religionsgemeinschaft jemand angehöre. Brückner bedankte sich bei Roland Tralmer sowie bei allen Zuhörerinnen und lud bereits zur nächsten Sitzung Ende Januar Interessierte ein. „Ich als frühere Berlinerin fühle mich hier im Zollernalbkreis wie auf einer Insel der Seligen“, erklärte sie abschließend trotz der auch negativen Entwicklungen. Tralmer lud seinerseits bereits im Namen der CDU Albstadt auf den 2. Februar 2015 zum Neujahrsempfang mit dem CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf ins Foyer der Zollernalb-Halle nach Albstadt-Tailfingen ein.